Worte Jesu:
„Und ich sage euch: Macht euch Freunde
mit dem schmutzigen Geld, dem ungerechten Mammon, damit, wenn ihr in Not kommt,
sie euch aufnehmen in die ewigen Wohnungen. Wer im Kleinsten treu ist, der ist
auch im Großen treu, und wer im Kleinsten unrecht ist, der ist auch im Großen
unrecht. So ihr nun mit dem ungerechten Geld nicht zuverlässig umgeht, wer will
euch das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr fremdes Gut nicht treu verwaltet
habt, wer wird euch geben, was euch eigentlich zugedacht war? Kein Diener kann
zwei Herren gleichzeitig dienen; entweder er wird den einen hassen und den
anderen lieben, oder er wird sich voll für den einen einsetzen und den anderen
verachten. Ihr könnt nicht Gott und dem Geld gleichzeitig dienen.“
1. Schwierigkeiten mit der Volksweisheit
Jesus
scheint hier eine gängige Volksweisheit zum Besten zu geben. Er hatte zuvor
gerade ein Gleichnis erzählt, in dem er seltsamerweise einen korrupten und untreuen
Finanzverwalter lobt. Bestätigt Jesus
damit nicht in gewisser Weise, dass diejenigen oft am weitesten kommen, die in
der Maske des Biedermanns auf krummen Wegen das große Geld absahnen? Erwischt
werden doch die Kleinen, denen man wegen zweier mitgenommener Brötchen den
Prozess macht. Die großen Hechte sind dank ihrer kriminellen Kreativität oder
durch ihre pfiffigen Anwälte schon längst durch die Maschen des Gesetzes
geschlüpft: Von Wirtschaftskriminalität, Steuerbetrug in Millionenhöhe sind
unsere Zeitungen und das Fernsehen voll. Und wie selten muss dann einer von den
„Großen“ wirklich hinter Gitter …
Immerhin
verstehe ich Jesus so, dass er nicht
Dummheit, Inkompetenz oder Blauäugigkeit für sinnvoll hält. Das Gleichnis,
das unserer Textstelle vorausgeht, ist ja keine Handlungsanleitung, um mit
Hilfe von Tricks die eigene Haut zu retten, sondern ein Denkanstoß. Der muss
auch manchmal etwas heftiger sein, damit wir merken, worum geht, wenn man sich Freunde
mit dem ungerechten Mammon machen soll, wie das Luther so schön übersetzte.
Beim genaueren Lesen leuchtet hier ein Horizont auf, der mit der Erfahrung des Himmlischen unter irdischen Bedingungen zu tun hat. Ich übersetze diesen Vers einmal so:
Jesus sagt:
Euer Geld ist Symbol von Ungerechtigkeit, Kränkung und Leiden. Setzt es so ein, dass Freundschaften entstehen – nicht zweifelhafte Seilschaften. Nur so findet ihr ein Zuhause, das einen ewigen Wert hat.
Beim genaueren Lesen leuchtet hier ein Horizont auf, der mit der Erfahrung des Himmlischen unter irdischen Bedingungen zu tun hat. Ich übersetze diesen Vers einmal so:
Jesus sagt:
Euer Geld ist Symbol von Ungerechtigkeit, Kränkung und Leiden. Setzt es so ein, dass Freundschaften entstehen – nicht zweifelhafte Seilschaften. Nur so findet ihr ein Zuhause, das einen ewigen Wert hat.
Wir stehen in einem
Unrechtszusammenhang:
Offensichtlich
lässt sich Ungerechtigkeit im Alltag unserer Welt nicht vermeiden: Wer mit Geld
umgeht, geht mit Unrecht um. Machen wir uns nur einmal klar, durch wie viele
Hände dieser 10 Euro-Schein gegangen ist (Geldschein zeigen). Welche Geschichten
von Freude, Leid, Verzweiflung und Betrug könnte er uns erzählen? Und nun ist
dieser Schein in unseren Händen. Was machen wir mit ihm? Wir können uns offensichtlich nicht aus dem
Geldkreislauf herausmogeln. Wir leben in einem Zusammenhang von Ausbeutung und
Unrecht. Wir stehen allerdings mit unseren Gütern auf der Sonnenseite. Selten
fragen wir, was mit den Menschen geschieht, die diese unsere Nahrung und unsere
Kleidung produziert haben. Wie sehen ihre Lebensbedingungen aus? Wie viele
Kinder werden durch unsere Art des Konsums von Schule und Bildung ferngehalten?
Hinzu
kommt unsere Schäppchen-Mentalität:
möglichst billig, gut und günstig einzukaufen. Keiner von uns dürfte dieser Versuchung
schon komplett widerstanden haben. Jetzt reicht ja schon für unsere Gier nicht
mehr XXL, sondern XXXL !
Nun
gibt es glücklicherweise auch ein Gegensteuern für unsere Habenwollen-Mentalität.
Ich finde ein schönes Beispiel ist diese 50 Cent Münze. Hier kann man sehen,
wie aus ungerechtem Mammon Engelgeld
geworden ist.
Die Initiative
des Künstlerpaares Carmen Dietrich und Gregor Merten mit dem „Engel der Kulturen“ ist sicher manchen
bekannt. Es handelt sich um ein großes Rad mit den Symbolen von Judentum,
Christentum und Islam. Als sie zum ersten Mal einen Sandabdruck machten,
entdeckten sie, dass das Innere des Radringes einen Engel darstellte. Seit
vielen Jahren wird dieses Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
durch viele Städte gerollt. Ebenfalls werden Bodenintarsien mit dem Engel vor Kirchen und Synagogen, auf Straßen und
Plätzen verlegt, übrigens vor einiger Zeit auch in Lüdenscheid. Zu dieser
Initiative gibt es auch das „Engelgeld“. Der Künstler hat 50 Eurocent-Münzen
mit diesem Engelsymbol quasi umgeprägt. Man kann noch ahnen, dass es einmal eine
50 Cent Münze war, aber das Engelsymbol hat diese Münze vollständig verändert.
Für den üblichen Geldkreislauf ist sie nicht mehr zu gebrauchen. Aber jetzt
gibt es neue Möglichkeiten, Zeichen der Versöhnung zu setzen – mit Engelgeld.
Was hier im Kleinen bewusst geschieht, kann
sich sehr schnell auf größere Zusammenhänge auswirken. Aber zuerst müssen wir
einmal bei uns selbst anzufangen – bei
unserem Eigentum und unserem Besitz.
Wer im Kleinen
nachgibt, gibt auch im Großen nach – keine Flexibilität?
Auch scheinbar
kleine Dinge überschreiten schnell die Alltagszusammenhänge. Wir stehen
unmittelbar vor dem 9. November, einem
Schicksalstag in Deutschland.
·
9.
November 1918: Abdankung des Kaisers und Ausrufung der Republik:
https://www.google.de/webhp?sourceid=chrome-instant&ion=1&espv=2&ie=UTF-8#q=9.%20november%201918%20ausrufung%20der%20republik
https://www.google.de/webhp?sourceid=chrome-instant&ion=1&espv=2&ie=UTF-8#q=9.%20november%201918%20ausrufung%20der%20republik
·
9./10.
November 1938: Reichspogromnacht: https://www.lpb-bw.de/reichspogromnacht.html
·
9.
November 1989: Fall der Berliner Mauer: https://www.lpb-bw.de/fall_der_berliner_mauer.html
Wie
gehen wir, Junge oder Alte, eigentlich heute damit um, dass in der sog.
Reichkristallnacht, einer Minderheit die Existenz zerstört wurde und die
Planung zur Vernichtung der Juden anlief? Wie gehen wir damit um, dass es
inzwischen wieder salonfähig ist, seinen Hass über die sozialen Medien oder
sogar gewalttätig gegen Flüchtlinge, Muslime, Juden, Schwule loszulassen?
Fangen wir schon im Kleinen an, dagegen anzugehen oder sagen wir lieber: Man
kann ja doch nichts ändern?
Es
gibt heute genügend Möglichkeiten, mit den eigenen Fähigkeiten und der eigenen
Klugheit, Treue im Kleinen zu beweisen: Wer nicht so gern ins Internet geht,
kann z.B. einen Leserbrief schreiben oder im Radio anrufen. Da muss man schon
seinen Namen nennen, das ist der Anfang
von Zivilcourage. Das kann angesichts der zunehmenden Gewalt schon Angst
verursachen. Das ist eine kleine Handlung. Aber schon da ist es nicht immer
leicht denen zu widersprechen, die unter der Maske der besorgten Bürger
ausgrenzen, beleidigen und diskriminieren.
Denn hier
fängt die Treue im Kleinen an. Martin Luther hat das im Großen Katechismus auf
den Punkt gebracht: "Woran du nun dein Herz hängst und worauf du dich
verlässt, das ist eigentlich dein Gott." Nicht umsonst mahnt
Jesus darum: Man kann nicht Gott und dem Gelde gleichzeitig dienen !
Standfestigkeit üben
Wenn
wir unser derzeitiges Christentum in Deutschland betrachten, so fällt auf, dass
immer wieder vom „Christlichen Abendland“ geredet wird, das man bewahren müsse.
Faktisch aber muss man nach einem intensiv gelebten christlichen Glauben in
unserer Gesellschaft ziemlich suchen. Insofern ist es gut, sich mit Blick auf
das Vorbild Christi zu vergewissern. Bei
der frohen Botschaft Jesu, diesem kostbaren Gut, sollte man nämlich keine
Kompromisse machen. Auch die Kirche muss achtgeben, dass sie nicht ihr Profil
verliert trotz aller Reformationsfeiern, die seit kurzem quer durch die
Republik stattfinden.
Wir
müssen uns fragen: Was ist in unserer kirchlichen Arbeit am wichtigsten,
unaufgebbar und was läuft sozusagen im Beiprogramm noch mit? Dazu gehört die Glaubwürdigkeit
unseres Tuns, damit nicht unsere Gottesdienste zu leeren Ritualen verkommen.
Man kann auch nicht dauernd fragen: rechnet sich das für unser Gemeinde, für
unser Kirche?
Martin Luther hat das provokativ auf den Punkt gebracht: Eine Magd, die den Stall ausmistet, ist besser als ein Priester der die Messe liest. Ja, für ihn ist ganz offensichtlich dieses Tun im Stall Gottesdienst. Ob also auch unsere Gottesdienste stimmig sind, zeigt sich an unserem Tun als Kirche und als einzelne Christen. Unser Handeln wird zum Maßstab dafür, ob wir im Kleinen auch treu sind oder es doch nicht so genau nehmen. Jesus fordert darum Treue ein.
Martin Luther hat das provokativ auf den Punkt gebracht: Eine Magd, die den Stall ausmistet, ist besser als ein Priester der die Messe liest. Ja, für ihn ist ganz offensichtlich dieses Tun im Stall Gottesdienst. Ob also auch unsere Gottesdienste stimmig sind, zeigt sich an unserem Tun als Kirche und als einzelne Christen. Unser Handeln wird zum Maßstab dafür, ob wir im Kleinen auch treu sind oder es doch nicht so genau nehmen. Jesus fordert darum Treue ein.
Treue zahlt sich aus – sie schafft neue
Möglichkeiten der Freiheit
Treue
hat sehr viel mit Bindung zu tun. Treue verändert auch Bindungen, wie Antoine
de Saint-Exupéry in der Geschichte vom Kleinen
Prinzen und dem Fuchs zeigt. Der Fuchs erklärt dem Kleinen Prinzen, wie man
Vertrauen gewinnt: >“Du musst sehr geduldig sein“, antwortete der Fuchs. „Du
setzt dich zuerst ein wenig abseits von mir ins Gras. Ich werde dich so
verstohlen, so aus dem Augenwinkel anschauen, und du wirst nichts sagen. Die
Sprache ist die Quelle der Missverständnisse. Aber jeden Tag wirst du dich ein
bisschen näher setzen können …“< (20. Kap.).
So wie
der Fuchs die Treue im Kleinen benennt, so entstehen dadurch neue Möglichkeiten
des Zusammenwirkens, und auf diese Weise neue Möglichkeiten der Freiheit. Auf
die Worte Jesu in unserem Abschnitt bezogen, heißt das: Wer sich und sein Tun
an Jesus ausrichtet, der wird nicht zum geistlichen Pfennigfuchser und langweiligen
Glaubensbuchhalter, sondern er bekommt den Rücken frei für Spontaneität und
Kreativität. Unser Handeln braucht eine klare Ausrichtung. Das fängt mit den
kleinen Gesten und Ritualen an und dazu gehört z.B. auch das eigene Gebet im
Alltag. Aber solche Praxis der Glaubenstreue erfährt erst durch unser
verantwortliches Tun die Bestätigung. Geld wird dabei immer wieder ins Spiel
kommen, aber nicht in seiner herrschenden Funktion. Sondern wenn wir Geld einsetzen,
sollte es anderen auch nützen. Nur so wird sich eine Gesellschaft zum Besseren
verändern. Und wir können etwas dazu beitragen. Dieser Einsatz lohnt sich.
Lassen wir uns himmlische Kreativität schenken.
Reinhard Kirste
--- relpäd/Lk 16,9-12,. 06.11.16
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