Montag, 6. April 2015

Maria Magdalena - dem Morgen entgegen




 
Wenn innere und äußere Nacht
zusammenfallen, 
geht Orientierung verloren,
wenn wahre Freunde
endgültig gehen,
schlägt Sinn in Sinn-Los um.
Aber es gibt ein Trotz-dem.
Wie bei jener Maria aus Magdala,
die sich – Trotz allem
in der Nacht aufmachte,
um dem Trauern Raum zu geben.
Wenigstens
ein Grab zum Trauern ist da.


 
Dann aber die furchtbare Entdeckung:
Das Grab ist leer,
der Tote verschwunden.
Da bricht die letzte Logik zusammen.
Da ist nur noch Schock.

 

Maria läuft zurück,
um die Übriggebliebenen zu holen. 
Und dann laufen sie gemeinsam
atemlos durch die Nacht.
Vor dem Grabesdunkel
sind Gedanken wie Nebel.
Warum ist ein Grab plötzlich leer?

Nur ein paar Leichentücher
sind vom Freund geblieben,
aber wo ist er hin?
Gegangen – verschleppt?
Da wird das Übliche durchbrochen.
,
Die Dimension des anderen Morgens lichtet sich –
unverständlich, unbegreiflich.
Wer wiche da nicht zurück?
Die Jünger 
verfallen in alte Muster -
ins vertraute Gehäuse.
Nur Maria bleibt stehen:
Schockstarre noch immer
und dann Tränen, viele Tränen.

Aber seit diesem Morgen
hat die dunkelste Nacht hat keine Chance,
das Licht durchbricht die Finsternis.
Und Licht macht neues Sehen,
lässt Ungewohntes hören:
Engel:  An-Schein und An-Sage von Dort.
Man muss die Grabeshöhlen
des Bisherigen verlassen,
nicht zurückweichen,
sondern sich umdrehen zum Licht –
die Vision eines neuen Morgens.
wird Realität –
sichtbar – hörbar.

Das Von-Dort verwandelt das Hier.
Aus altem Gehäuse bricht neues Leben.
Denn nur wer die Grabeshöhlen verlässt,
setzt die Todeswirklichkeit schachmatt
und lebt schon jetzt im Hier von Dort.

 (nach Johannes 20,1-18)

Johannes 20-Maria Magdalena, 06.04.15

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